Kunst & Kohle
Shownotes
Blutgeld, Schwarzgeld, Schmiergeld: Seit mehr als elf Jahren ist die Geschäftsstelle des VDB Heimat einer Ausstellung der Sammlung Haupt. Alle Exponate haben ein Thema: Das liebe Geld.
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00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zum ermöglichen Podcast.
00:00:18: Der ermöglichen Podcast ist eine Produktion des Verbandes Deutscher Bürgschaftsbanken,
00:00:22: unsere Gäste, Politiker, Banker, Wirtschaftsvertreter und Unternehmer.
00:00:27: Und immer geht es um Unternehmensfinanzierung und wie Bürgschaften dabei helfen können.
00:00:31: Lehrer wollte er nicht werden, sagt unser Gast.
00:00:35: Und wenn du nicht weißt, was du machen sollst, ist Jura keine schlechte Wahl.
00:00:38: Durchgewurschtelt habe er sich anfangs erzählt, Schallplatten, Musik und Filmy-Papa,
00:00:43: Stefan Haupt, bis er während des Studiums der Rechtswissenschaften das Urheberrecht für sich entdeckt.
00:00:48: Heute ist der Autor zahlreicher Publikation Honorar Professor an der Hochschule für Grafik und
00:00:53: Buchkunst in Leipzig mit eigener Anwaltskanzler in Berlin.
00:00:57: Haupt war Justizia beim deutschen Fernsehfunk und beim Verband Deutscher Drehbuchautoren.
00:01:01: An der Humboldt-Universität zu Berlin wurde er zum Thema "Der Einfluss der Videotechnik
00:01:06: auf die Nutzung Urheber rechtlich geschützter Werke promoviert".
00:01:09: Er ist Mediator, Datenschutzbeauftragter und begeisterter Kunstsammler.
00:01:14: Herzlich willkommen, Professor Dr. Stefan Haupt.
00:01:16: Guten Morgen.
00:01:17: Schön, dass Sie da sind.
00:01:18: Fangen wir gleich an mit der wichtigsten Frage.
00:01:20: Wie wird man überhaupt Kunstsammler?
00:01:22: Also Kunstsammler wird man einfach indem man sich für Kunst interessiert und wie Sie schon
00:01:28: in der Einführung sagten, ich höre gerne Musik, gehe gerne in Konzerte ans Theater.
00:01:33: Und zu dem Bereich der Kunst gehört dann auch die bildende Kunst, wozu es gehört, dass
00:01:37: man auch in Ausstellungen und Museen geht.
00:01:40: Und wenn man eben viele Bücher und viele Schallplatten gekauft hat, dann stellt man sich irgendwann
00:01:44: die Frage, ob man nicht auch mal Kunst kauft, um auszuprieren, wie das ist, wie sich das anfühlt.
00:01:50: Und da ich eben damals für viele Galeristen und bildende Künstler gearbeitet habe, habe
00:01:54: ich gesagt, ich muss mal Kunst kaufen, um zu wissen, wie sich das anfühlt.
00:01:59: Und dann habe ich die Sachen gekauft, die mir gefallen haben, also wie das so üblich ist.
00:02:03: Und dachte dann, wenn ich also die nächsten 30 Jahre jedes Jahr ein Werk kaufe, dann spiegelt
00:02:10: es meinen Gemütszustand für 30 Jahre wieder.
00:02:15: Und wusste nicht, ob ich mich dem aussetzen will, ob ich dann immer sehe, dass ich gut
00:02:20: oder schlechte Laune hatte, als es an der Galerie war.
00:02:22: Und habe dann gesagt, dass ich anfange strukturiert zusammen und mir ein Thema suchen muss.
00:02:28: Wie fängt man da an?
00:02:29: Also das erste Kunstwerk, was ich gekauft habe, war eine Lebensmittelquittung von Thorsten
00:02:34: Goldberg, die damals 10 oder 20 Mark gekostet hat, also einen Betrag, den ich aufwenden konnte.
00:02:41: Und ich habe jetzt gerade einen Buch von Markus Resch geredesen über den Kunstmarkt.
00:02:45: Und er hat geschrieben, dass er also immer in die Beta- und Gamma-Gallerien geht und dort
00:02:50: Kunstwerke sucht, die ihm gefallen und die dann auch der Größe seines Portemonnaies entsprechen.
00:02:56: Das heißt, beim Kunstkauf ist es nicht zwingend notwendig, dass man große und teure Kunst kauft,
00:03:01: sondern einfach Kunst, die einem gefällt und die anspricht.
00:03:04: Und bekanntermaßen hat ja auch der Preis und die Qualität nicht zwingend, was miteinander
00:03:09: zu tun, sondern man kann ihm auch viele Kunstwerke zum niedrigen Preis erwerben.
00:03:13: Teure Kunst heißt nicht gleichzeitig, es ist hohe Qualität.
00:03:16: Jetzt ist Ihre Sammlung inzwischen auf mehr als 300 Arbeiten angewachsen, unterschiedliche
00:03:22: Techniken, unterschiedliche inhaltliche Ansätze.
00:03:25: Seit 2011 in Berlin, Budapest, Hamburg, Leipzig und vielen anderen Städten ausgestellt, seit
00:03:31: 2013 schon regelmäßig auch in den Räumen des Verbands des Deutschen Bürgschaftsbanken.
00:03:35: Wie gehen Bürgschaftsbanken und Kunst zusammen?
00:03:38: Also das war wie die meisten Sache im Leben, Reinhard Zufall.
00:03:42: Geschäftsführer Stefan Janssen hat gefragt, ob irgendjemand, die man kennt, der Kunst
00:03:46: hat, die man hier an die weißen Wände der neu bezogenen Räume hängen könnte und war
00:03:51: da im Kontakt, glaube ich, mit dem Kulturkreis vom BDI.
00:03:54: Und ich war Mitglied im Kulturkreis vom BDI und da alle wussten, dass ich grundsätzlich
00:03:59: mein Geld sammle, ist dann die Verbindung hergestellt worden und dann haben wir uns gleich sehr
00:04:04: gut verstanden.
00:04:05: Und das Wichtigste ist ja immer, dass die Chemie stimmt und das bei der Lust haben.
00:04:09: Lust haben sie offensichtlich schon seit jetzt inzwischen elf Jahren.
00:04:12: Der Aufbau der Sammlung begann mit dem Ankauf der Arbeit Money for Art.
00:04:17: Der taiwanesische Künstler Ling Li Mingwei, Entschuldigung, ist quasi das erste Stück,
00:04:21: das sie gekauft haben.
00:04:22: Wenn ich das richtig verstanden habe, eine Origami Skulptur.
00:04:26: Was faszinierte sie daran und was fasziniert den Sammlerstreffer in Haupt überhaupt?
00:04:30: Da gibt es verschiedene Legenden.
00:04:33: Die erste Arbeit, die ich tatsächlich gekauft habe, war die Lebensmittelquittung von dem
00:04:37: Thorsten Goldberg.
00:04:38: Das war 1993 und witzjahrweise stammt die Lebensmittelquittung aus dem K-Stadt-Kaufhaus
00:04:45: hier am Hermannplatz.
00:04:46: Da, wo wir gerade in der Nähe sitzen, ganz genau.
00:04:48: Und danach habe ich eine Arbeit gekauft von David Maas, die sich mit der Publizität von
00:04:54: Grunds beschäftigt hat.
00:04:56: Und was man eben noch historisch dazu sagen muss, dass Anfang der 90er Jahre immer gesagt
00:05:01: wurde, die Malerei ist tot.
00:05:03: Das lebe die Fotografie, sodass alle geguckt haben, was es an toller Fotografie gab.
00:05:08: Dann habe ich festgestellt, dass Fotografie also ganz modern wurde und jeder, der sich
00:05:13: für Kunst interessiert hat, auch gleichzeitig geguckt hat, also was man noch an Fotografie
00:05:18: findet und sammeln kann.
00:05:19: Und dann habe ich mir überlegt, also wenn das eine Modeerscheinung wird, dann muss
00:05:23: ich gucken, dass ich ein Sammelthema finde, was sich irgendwie ein bisschen davon absetzt.
00:05:30: Und habe dann überlegt, welche Tabuthemen es gibt.
00:05:33: Das war damals relativ einfach.
00:05:35: Das war Geld, Sex und Tod.
00:05:37: Und Sex habe ich mich als Anwalt nicht getraut, weil dann dachte ich, dann hängen in Besprechungszimmern
00:05:41: Rottasexfotos.
00:05:42: Das verstört möglicherweise die Mandanten.
00:05:44: Für ein Tod war ich zu jung, sodass dann nur das Thema Geld übrig blieb.
00:05:49: Und dann habe ich tatsächlich, wie Sie angesprochen haben, die Arbeit von dem Mingvaili entdeckt.
00:05:53: Was hat Sie speziell an dem einem Werk des Tavernesenkünstlers besonders fasziniert?
00:06:00: Die Arbeit besteht aus fünf Fotografien und der Origamiskultur.
00:06:04: Und die Geschichte dahinter ist die, dass der Mingvaili eine Origamiskultur an neun verschiedene
00:06:11: Leute gegeben hat und nach jeweils zwölf und sechs Monaten hingegangen ist, um zu schauen,
00:06:16: was passiert ist.
00:06:17: Und die Kellnerin hat sich zum Beispiel in der Paul Simons CD gekauft, Gräslend, ein
00:06:23: anderer, Hagen, Dush, Eis und Bananen, dann einer Mokkasins.
00:06:27: Im Studenten sind die zehn Dollar gestohlen worden und der Obdachlose hat die zehn Dollar
00:06:33: Origamiskultur behalten.
00:06:36: Und was für mich da interessant war, dass jeder anders mit der Skulptur umgeht.
00:06:41: Also der eine sieht die Skulptur als Geld und gibt's da aus und andere schätzen das
00:06:45: irgendwie als handwerklich künstlerische Arbeit und behalten die.
00:06:48: Es ranken sicher unzählige Anekdoten, wenn man sich ein bisschen durch die einzelnen
00:06:53: Ausstellungen und auch die Kunstwerke mal ein bisschen arbeitet, um die Kunstwerke selbst
00:06:58: in ihrer Sammlung und die Geschichte vom Geld, Schwein, Marie Couchon und seine Sicherheit.
00:07:03: Vor allen die Ausstellung im Bodemuseum zu machen, da gab's eine Kooperation mit dem
00:07:08: Münzkabinett im Bodemuseum.
00:07:10: Die Ausstellung war von 2016 bis 2017 unter dem Titel "Muse Macht Moneten".
00:07:17: Das gab vorher einen Überblick, welche Werke es alle gibt.
00:07:19: Und ich selbst hatte eine Fotoarbeit von dem Nikolos Eberstaller, wo das Schwein Marie
00:07:25: Couchon zu sehen war, mit der er ein paar Monate vorher durch London gezogen ist und
00:07:30: dort auf der Messe ein Preis gewonnen hat für die beste Performance.
00:07:34: Und die Idee bestand dann darin, das Schwein in der Eingangshalle des Bodemuseums zu zeigen.
00:07:40: Das muss man sich mal vorstellen.
00:07:41: Also das Bodemuseum ist mit Abstand das schönste Museum von Berlin und dann steht in der Eingangshalle
00:07:46: ein Hausschwein.
00:07:47: Bei der Vorbereitung der Ausstellung hat sich herausgestellt, dass man das irgendwie noch
00:07:52: mit der Leitungsebene abstimmen muss, ob das Hausschwein tatsächlich in das Bodemuseum
00:07:56: darf.
00:07:57: Und Monate ging's nicht voran, weil alle irgendwie Bedenken hatten, weil keiner wollte derjenige
00:08:01: sein, der das Hausschwein ins Bodemuseum stellt.
00:08:05: Und dann war der Sommer.
00:08:07: Viele Leute waren im Urlaub und offensichtlich ist dann die Zeit genutzt worden, um dann
00:08:12: irgend ein, der der Vertreter war, und dann schnell die Entscheidung treffen musste,
00:08:16: weil ja die Ausstellung vorbereitet werden musste, gefragt wurde, also ob nun die Zustimmung
00:08:20: erteilt wird.
00:08:21: Und dann gab's plötzlich ganz unerwartetes Jahr für das Schwein.
00:08:26: Und nachdem die grundsätzliche Entscheidung gefallen war, dass das Schwein in die Kuppelhalle
00:08:30: kommt, kam man dann zu den praktischen Fragen, dem Brandschutz.
00:08:33: Und das Schwein stand auf dem Holzsockel.
00:08:35: Das ist also ein richtig ausgewachsenes Hausschwein, was vom Naturhistorischen Museum in Wien
00:08:41: entsprechend ausgestopft wurde und wo dann aus den Seiten und aus dem Maul die Geldscheine
00:08:46: herauskam.
00:08:47: Und wir dachten, also der Künstler und ich, dass man das Schwein einfach einstellt, dann
00:08:51: sagten aber die Brandschutzexperten, dass man dann noch eine entsprechende Umhausung
00:08:56: braucht.
00:08:57: Und wir dachten, dann ist es relativ einfach.
00:08:59: Wir bauen dann so eine Plexiglas-Haube, die kommt über das Schwein rüber und dann ist
00:09:04: alles erledigt und haben das dann auch als Vorschlag unterbreitet.
00:09:08: Und dann wurde gesagt, also Plexiglas geht überhaupt nicht.
00:09:11: Das muss was Feuerfestes sein und dann dachten wir, na gut, wir nehmen Glas.
00:09:14: Und dann haben wir beim Brandwerker angefragt, was eine Glasdopsen und Glashaube hergestellt
00:09:19: werden kann.
00:09:20: Das funktioniert.
00:09:21: Aber die Haube aus Glas wäre dann so schwer gewesen, dass die Unterkonstruktion die Haube
00:09:26: nicht mehr getragen hätte.
00:09:27: Und der Nikolaus Ebersteiler, der Künstler, ist ein Mann der Tat und hat sich dann für
00:09:33: eine Einhausung aus Edelstahl entschieden.
00:09:35: Das war also ein riesengroßer Quader aus Stahl mit Bullaugen, wo man dann das Schwein gesehen
00:09:40: hat.
00:09:41: Also es sah faktisch aus wie der defonimierte Nautilus von Captain Nemo und die Nautilus
00:09:47: war natürlich von innen beleuchtet, sodass man dann die Möglichkeit hatte, sich das
00:09:52: Schwein in dieser brandsicheren Behausung anzugucken.
00:09:55: Und der Clou an der ganzen Geschichte ist natürlich der, wenn das Bodemuseum zu der
00:10:00: Zeit abgebrannt wäre, dann wäre das ganze Museum verbrannt.
00:10:04: Aber das Schwein in seiner Umhausung wäre als einiges übrig geblieben.
00:10:08: "Holy Dirty Money" heißt die aktuelle Hängung in den Räumen des Verbandes Deutscher
00:10:12: Wirtschaftsbanken.
00:10:13: Was soll sie uns erzählen?
00:10:15: Das ist eine Kooperation mit Alex Denkstahl, ein Künstler und seiner Galerie.
00:10:21: Und ihn beschäftigen, also die Schicksale der Ureinwohner von Nordamerika und macht extreme sozialkritische Arbeiten.
00:10:30: Und das, was bei seiner Arbeit also besonders faszinierend ist, ist die Diskrepanz zwischen der technischen Perfektion, mit der die Arbeiten nicht hergestellt sind.
00:10:40: Und dem Leid und der sozialkritischen Aussage. Also das passt nicht zusammen, sondern es zeigt wirklich die Extreme, die durch Geld geschaffen werden können.
00:10:51: Jeder Mensch misst Geld eine andere Bedeutung zu. Was bedeutet es ihnen?
00:10:56: Ja, es bedeutet sich auch, jeden Tag das Geld brauche, um meine Brötchen zu kaufen.
00:11:02: Und eine Geschichte, die mich eben wirklich sehr geprägt hat, war die Zeit mit meiner Großmutter.
00:11:08: Sie hat als Trümmerfrau in Berlin gearbeitet, in der Oderberra Straße gewohnt und dann später auch am Hausfugtaiplatz gearbeitet.
00:11:16: Und sie hat mir immer erzählt, dass sie von Oderberra Straße zum Hausfugtaiplatz gelaufen ist, um die 20 fennig für die Straßenbahn zu sparen.
00:11:24: Und das hat mir gezeigt, dass es meine Oma offensichtlich den weiten Weg auf sich genommen hat.
00:11:30: Also ich glaube, es war eine knappe Stunde, um einfach also mit der Ressource Geld sparsam umzugehen.
00:11:36: Und das hat mir eben auch vermittelt, dass das Geld nicht vom Himmel fällt oder aus dem Geldautomaten kommt.
00:11:42: Ja, dann habe ich eben als Jugendlicher gearbeitet und während des Studiums gearbeitet und nach dem Studium gearbeitet.
00:11:49: Und habe in den 90er Jahren sehr viel gearbeitet und das war dann auch die Möglichkeit, also die Sammlung aufzubauen.
00:11:55: Wo kaufen Sie Ihre Kunst bei wem und warum und wonach suchen Sie aus und wie begegnen Ihnen die Kunstwerke?
00:12:02: In den 90er Jahren war es extrem schwierig, Kunst zum Thema Geld zu finden.
00:12:06: Und mein Vater kam dann auf die Idee, die Sammlung zahlenmäßig zu begrenzen und hat dann den Titel 30 Silberlinge vorgeschlagen.
00:12:13: Weil für 30 Silberlinge Jesus von Judas verraten wurde.
00:12:17: Und damit wird letztendlich auch die Kernfrage offenbart, für welchen Betrag jeder von uns seine Werte aufgeben würde.
00:12:26: Und in den 90er Jahren war ich selber viel aktiv und im Laufe der Zeit hat sich das rumgesprochen, dass mich das Thema Kunst und Geld interessiert.
00:12:35: Und dann habe ich E-Mails bekommen und Briefe und Bücher und Mappen, so dass ich dann einen Wechsel dahingehend vollzogen hatte.
00:12:44: Also, dass ich nur noch meine E-Mails angucken und lesen muss und dann immer ganz gut informiert bin.
00:12:50: Und die Suche mit der Digitalisierung auch erheblich vereinfacht hat, so dass man jetzt mit seinem Handy also einen ganz guten Überblick bekommt.
00:12:58: Wie trennen Sie die Spreu vom Weizen?
00:13:00: Da hatte ich Glück, dass die ersten Sachen, die ich gekauft habe, tatsächlich so von der Qualität waren, dass ich heute immer noch froh bin, sie in der Sammlung zu haben.
00:13:12: Dann habe ich mir im Tatsächlich Sorgen gemacht, ab Beginn des neuen Jahrtausends, wie nämlich tatsächlich die Trennung vor.
00:13:18: Und dann habe ich meinen Kurator Hermann Büchner gebeten, mit mir über potenzielle Ankäufe zu diskutieren.
00:13:27: Und dadurch habe ich dann immer jemand, der mir einen Spiegel vor die Nase hält, wo man dann tatsächlich gucken kann, also was ist der innehliche Mehrwert für die Sammlung?
00:13:36: Ganz anderes Thema, warum sind eigentlich so wenig Frauen auf Geldscheinen zu sehen?
00:13:40: Eine Frage geht letztendlich also zurück, auch auf Tina Sauerländer, die mal für die Sammlung als Kuratorin gearbeitet hat.
00:13:47: deren Botschaft war, ich muss den Anteil von Frauen in der Sammlung erhöhen.
00:13:53: Der war damals ungefähr bei 7, 8 Prozent, danach ist das irgendwie auf 15 Prozent angestiegen.
00:13:59: Und das Lustige ist, es gab mal so eine Konferenz in Budapest zum Thema Kunst und Geld.
00:14:08: Das war 2014, wo dann die Sammlung auch das VIP-Programm war für den Art Market Budapest.
00:14:14: Und dann bin ich auch gefragt, nach welchen Kriterien ich Kunst kaufen und auswähle,
00:14:20: und was man aber an den Fragen und an der Diskussionsrunde gemerkt hat,
00:14:24: dass alle immer nur die Wertsteigerung im Blick hatten, weil sie dachten, also,
00:14:29: dass mein Fokus ausschließlich darauf gerichtet ist, Sachen günstig einzukaufen und dann teuer zu verkaufen,
00:14:36: obwohl ich noch nie ein Werk verkauft habe, aber sozusagen die Wertsteigerung war im Fokus.
00:14:41: Und ich habe dann gesagt, also, lass mich die Wertsteigerung überhaupt gar nicht interessiert,
00:14:45: sondern dass es auf inhaltliche Fragen ankommt, ein neuer Aspekt, der sich in dem Werk widerspiegelt.
00:14:52: Und der Höhepunkt war, dass ich 2014 gesagt habe, dass jetzt bei mir der Fokus darauf liegt,
00:14:58: Kunst von Frauen zu kaufen. Und da waren natürlich alle enttäuscht,
00:15:02: dass ich so eine banale Ankaufspolitik verfolge und die Wertsteigerung nicht bei mir im Vordergrund steht.
00:15:10: Können Sie denn festmachen an Ihren Sammlungsstücken, ob sich Frauen, wie sie Frauen,
00:15:16: anders mit dem Thema Geld auseinandersetzen, künstlerisch?
00:15:19: Also, wie Pechartnikov Zwillinge haben Geldscheine gemalt und damit zum Ausdruck gebracht,
00:15:24: dass es einfach nur buntes Papier ist.
00:15:26: Julia Herfoth hat den 50 türkischen Liererscheinen durchleuchtet.
00:15:31: Das sieht dann so aus wie negativ bei Ihrer Fotoarbeit, wo man dann die Vor- und die Rückseite des Scheines sieht.
00:15:38: Und auf der einen Seite ist Atatürk zu sehen und auf der anderen Seite Fatma Ali.
00:15:43: Die erste türkische Schriftstellerin, die in Roman unter ihrem eigenen Namen veröffentlicht hat,
00:15:48: Anfang des 20. Jahrhunderts.
00:15:50: Und durch das durchleuchtende Scheines sind Atatürk und Fatma Ali auf selber Augenhöhe.
00:15:56: Dann gibt es Anäjout, eine Schweizer Künstlerin, die leider schon verstorben ist,
00:16:01: die Mitte der 70er-Jahre angefangen hat, sich mit Dollar-Scheinen zu beschäftigen und Geld sozusagen als Material genutzt hat.
00:16:10: Für mich war immer so der Eindruck, dass Beustier Jeni war, der mit Geldscheinen als Material gearbeitet hat.
00:16:17: Wenn man sich in die Jahreszahlen anguckt bei Beustier 70er-Jahre und bei Anäjout Anfang, also Mitte der 70er-Jahre,
00:16:24: dann sieht man, dass Anäjout tatsächlich schon Jahre vor Beustier Geld als Material für ihre Kunst genutzt hat.
00:16:32: Und damit also die Frauen, also die Entdeckerin der Geldkunst, mit wahren Geldscheinen waren.
00:16:41: Jetzt sind Sie aktuell, das haben wir vorhin ganz kurz angesprochen, aus Oxford zurückgekehrt.
00:16:47: Da gibt es eine Ausstellung im Eichmoleen Museum in Oxford unter dem Titel Geld spricht, Money Talks,
00:16:54: über die Beziehung zwischen Geld und Kunst, Macht und Gesellschaft.
00:16:57: Unter den mehr als 100 Exponaten aus der ganzen Welt sind neuen Leihgaben aus Ihrer Sammlung. Wie ist es dazu gekommen?
00:17:03: Ja, das ist eine gute Frage, das weiß ich auch nicht.
00:17:07: Ich habe dann nur irgendwann mal 2023 Anfang des Jahres die Anfrage aus Oxford bekommen, ob ich bereit werde,
00:17:16: für die Ausstellung Werke zur Verfügung zu stellen.
00:17:19: Offensichtlich müssen die mich gefunden haben durchs Internet oder durch entsprechende Hinweise.
00:17:25: Und ich vermute dadurch, dass wir regelmäßig Newsletter versenden, also jeden Monat ein, wo war zu dem Thema Geld,
00:17:33: neue Werke vorstellen oder auf die Veröffentlichung in den Magazinstiftungen und Sponsoring hinweisen,
00:17:39: dass dadurch so ein Grundrauschen entstanden ist, so dass man weiß, dass ich mich mit dem Thema intensiv beschäftige.
00:17:46: Dann kommen eben die Ausstellungen beim VdB dazu und es sind immer Ereignisse, die wahrgenommen werden,
00:17:51: also von mehr oder weniger Leuten, aber offensichtlich spricht sich das im Laufe der Jahre dann tatsächlich rum.
00:17:56: Bei dieser Ausstellung, wer war da alles mit dabei?
00:17:59: Ja, da waren die königliche Münze mit dabei als Leihgeber, die französische Nationalbank, die österreichische Nationalbank,
00:18:07: die königliche Porträtgalerie, Arbeiten aus der Tätgalerie.
00:18:11: Und es war schon ein sehr lustreich Kreis an Leihgebern und was mich eben besonders gefreut hat,
00:18:17: dass im Vorwort der königlichen Münze und mir dort als den Einzigen beiden eben dort erwähnt werden.
00:18:24: Das Ende des Geldes als Wertspeicher an seine Degradierung zu bedrucktem, bunten Papier haben Sie mal konstatiert.
00:18:31: Wie sieht die geldbezogenen Reflexion von Künstlerinnen und Künstlern künftig aus, so ganz ohne Bargeld?
00:18:38: Welche neuen Facetten wird es für Sie als Sammler und für das Sammeln der entstehenden Werke geben?
00:18:43: Also die Legende ist ja die, dass ich mit dem Sammeln aufhöre, wenn das Bargeld abgeschafft wird
00:18:49: und damit umfasst die Sammlung den Zeitraum von 1971, wo Richard Nixon die Goldbindung des Dollars aufgehoben hat
00:18:58: und damit Geld nur noch zum bunten bedruckten Papier wurde, bis hin zu dem Zeitpunkt, wo dann Bargeld nicht mehr existiert.
00:19:07: Und wenn man sich im Heute überlegt, dass man eben mit dem Handy bezahlt, dass man auf dem Handy seine Bahnkarte hat
00:19:15: und seine Fahrkarten, alle Telefonnummern, seinen ganzen E-Mail verkehrt, da wird mir manchmal Angst und Bange.
00:19:22: Und es ist also eine große Gefahr der Abhängigkeit, die da vor uns steht.
00:19:28: Und das, glaube ich, ist eine Form der Entfremdung zur Realität, die mir ein bisschen Sorgen bereitet.
00:19:35: Eine Entfremdung auch in Bezug auf Geld? Bargeld im Spezial?
00:19:38: Ja, also wenn man eben die Geschichte von meiner Oma nimmt, die um 20 vernicht zu sparen,
00:19:43: zum Hausverteidplatz gelaufen ist und wieder zurück, da gab es irgendwie noch so eine Verbindung.
00:19:48: Und heute sind es nur noch Zahlen, die auftauchen.
00:19:51: Und früher hatte man eben Dickesportmonee oder ein Leeresportmonee.
00:19:54: Und es gab immer noch irgendeinen physischen Bezug zu dem Thema.
00:19:58: Und heute ist es nur noch eine Zahl, die keine Rolle mehr spielt.
00:20:02: Die Hoffnung bleibt, die Deutschen sind ja ein sehr Bargeldverliebtes Erfolg.
00:20:06: Ich bedanke mich ganz herzlich, das war sehr spannend.
00:20:08: Ich danke für Ihren Besuch und freue mich, dass Sie da waren. Vielen Dank.
00:20:11: Ich danke Ihnen.
00:20:12: Ich wünsche Ihnen einen schönen Reign.
00:20:14: [Musik]
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